Unternehmen

Expertenrunde der Interessengemeinschaft Wirtschaftsregion Mittelbaden

Podiumsdiskussion bei Jubiläumsveranstaltung zu den Themen Fachkräftemangel und Energiesorgen.

 

Das alte E-Werk in Baden-Baden bot den Rahmen für die Veranstaltung mit der baden-württembergischen Ministerin für Wirtschaft, Arbeit und Tourismus, Nicole Hoffmeister- Kraut (CDU). „Bis zum Jahr 2035 werden rund sieben Millionen Menschen aus dem Arbeitsleben ausscheiden, die es zu ersetzen gilt“, machte die Ministerin auf die zu erwartende Entwicklung am Arbeitsmarkt im Südwesten aufmerksam. Daher gelte es, alle Hebel in Bewegung zu setzen, damit sich der Fachkräftemangel nicht noch weiter ausweitet und für die Unternehmen zu einem unlösbaren Problem werde. Die Ministerin nannte ein Bündel an Maßnahmen, die die Politik gemeinsam mit der Wirtschaft ergriffen habe. Das beginne in der Schule mit der Berufsorientierung für Jugendliche, setze sich über Aus- und Fortbildung im Beruf weiter, und wende sich nicht zuletzt an Frauen, die deutlich mehr als bisher in Vollzeitjobs gebracht werden sollen. Woher soll künftig die Energie kommen, die nicht nur die Wirtschaft, sondern auch die Privathaushalte benötigen? Und wie nutzt man sie am besten? Diesen Fragen widmete sich vor rund 100 Gästen der Veranstaltung die zweite Gesprächsrunde, unter anderem mit Georg Nikolaus Stamatelopoulos vom Vorstand der EnBW, dem größten Energieversorger in Baden-Württemberg. Der Experte bezeichnete die aktuelle Versorgungslage als herausfordernd, „aber besser, als noch vor einigen Monaten gedacht.“

 

 

Beim Gas seien die Speicher voll und man gehe davon aus, dass man den Winter gut überstehe, sofern dieser keine extremen Witterungsbedingungen bringe und die Gaslieferungen, etwa aus Norwegen und den Niederlanden, nicht unterbrochen würden. Außerdem sollte weiterhin beim Verbrauch gespart werden, wobei man hier im Jahresverlauf bislang sehr gut unterwegs sei mit einem Minus von rund 35 Prozent. Stamatelopoulos hält die jetzige politische Ausrichtung mit dem Fokus auf Erneuerbare Energien und die Unabhängigkeit von Zulieferern für richtig. Allerdings müsse man den Bürgern auch klar sagen, dass es bis dahin noch ein langer Weg sein werde. Die EnBW rechnet mit bis zu 20 Jahren, ehe Deutschland bei der Energie komplett unabhängig sei. Es fehle in vielen Bereichen noch an der erforderlichen Technik und Infrastruktur. Mit schnelleren Genehmigungsverfahren könne die Politik hier entscheidend helfen. Zumal man seitens der EnBW damit rechne, dass der Energiebedarf bis 2040 von derzeit 500 Terawattstunden (TWh) auf 800 TWh steigen werde. Dass es beim Ausbau alternativer Energieformen derzeit an vielen Stellen hakt, machte Alfred Veith deutlich. Seine auf Gebäudetechnik spezialisierte Firma in Bühl baut unter anderem Wärmepumpen in privaten Haushalten ein – sofern er die Produkte überhaupt geliefert bekommt. Denn aktuell müssen seine Kunden mit monatelangen Wartezeiten rechnen. „Das ist für alle frustrierend“, sagt Veith. Und wenn dann tatsächlich genügend Wärmepumpen geliefert werden, fehlen teilweise die Fachkräfte, die sei einbauen. Womit sich wiederum der Kreis der problematischen Themen in der Wirtschaft schließt.

 

Autor & Bild: Jürgen Volz / Badisches Tagblatt