Anwendung

So funktioniert die Automatisierung im Bestandslager

DAMBACH entwickelte mit COMPACT ein neues Regalbediengerät für bodenebene Aufnahme und Abgabe

Sehr viele Gründe sprechen dafür, auch ein bereits bestehendes Lager nachträglich zu automatisieren. Meist scheitert dieses Vorhaben jedoch an der verfügbaren Technik. DAMBACH Lagersysteme hat eigens für diesen Anwendungsfall das Regalbediengerät COMPACT entwickelt. Es zeichnet sich durch seine flexiblen Einsatzmöglichkeiten in bereits bestehenden Regalsystemen aus.

 

Viele Logistiker kennen das Dilemma: Eigentlich müssten sie aus Kostengründen oder aufgrund fehlenden Personals ihre Lagerprozesse automatisieren. Ein Vorhaben, das sich in deren Bestandslägern meist nur sehr schwer und oftmals mit sehr unbefriedigendem Ergebnis umsetzen lässt. Eine Lösung wäre der Lagerneubau „auf der grünen Wiese“. Doch dafür fehlen immer häufiger die geeigneten Flächen. „Heutzutage kann ich nicht mehr so einfach ein neues Lager errichten. Flächenknappheit und hohe Grundstückspreise erweisen sich als sehr große Hürden. Zudem wird es immer schwieriger, eine Baugenehmigung für ein 30 Meter hohes Lagergebäude – beispielsweise in der Nähe einer Wohnbebauung - zu erhalten“, weiß Adrian Klöpfer, Leiter Intralogistiklösungen bei DAMBACH Lagersysteme.

 

Die Lösung: Bestehende Läger automatisieren

Genau in diesem Spannungsfeld setzt eine neue Entwicklung aus dem Hause der Lagerspezialisten aus dem baden-württembergischen Bischweier an. Die DAMBACH-Ingenieure entwickelten ein ebenso leichtes und kompaktes Regalbediengerät (RBG), das sich nahezu problemlos in bereits bestehende Regalsysteme einfügen lässt. „Wir haben den Markt sehr genau beobachtet und sind dabei schnell auf diese Marktlücke gestoßen. Es gab bislang keine effizient arbeitenden Automatisierungslösungen für den Brownfield-Bereich. Und das, obwohl der Bedarf dafür nach unserer Einschätzung sehr groß ist“, erläutert Adrian Klöpfer den Grund für die RBG-Neuentwicklung.

 

 

Die neue Schwenkschubgabel

Natürlich hatten sich die Lagertechnik-Spezialisten auf die besonderen Gegebenheiten in den Bestandsimmobilien einzustellen. Beispielsweise auf niedrige Hallenhöhen, die meist zwischen acht oder zwölf Meter liegen, oder auf sehr eng stehende Regalreihen. Heiko Mertz, Teamleiter Projektierung: „Zwangsläufig mussten wir unser Regalbediengerät sehr kompakt und platzsparend konstruieren. Der vorhandene Raum muss immer optimal genutzt werden“. Unter dieser Prämisse entstand zudem die neue Möglichkeit der bodenebenen Aufnahme und Abgabe von Paletten. Diese bei schienengeführten RBG einzigartige – und von DAMBACH patentierte - Lösung mit einem unteren Anfahrmaß von null Millimetern ermöglicht es, auch die untere Regalebene eines konventionellen Staplerregals ohne Einschränkungen zu nutzen. Zum Einsatz kommt dabei eine modifizierte Schwenkschubgabel. Deren Neigeeinrichtung erlaubt es sogar, Paletten mit geschlossenem Boden zu handeln und die notwendige Gassenbreite zu reduzieren. In Kombination mit der DAMBACH-Umsetzbrücke kann das COMPACT-Regalbediengerät sogar mehrere Regalgassen bedienen.

 

Leichtbauweise verhindert Statikprobleme

Die oftmals geringen Bodenplattendicken in den Brownfield-Immobilien stellen eine weitere Herausforderung dar, das von den DAMBACH-Entwicklern gelöst werden musste. „Wir finden in den vorhandenen Lägern häufig eine durchschnittliche Plattendicke von unter zwanzig Zentimetern vor“, berichtet Heiko Mertz. Entsprechend leicht musste das COMPACT-RBG konstruiert werden. Mit Unterstützung der Finite-Elemente-Methode wurden überflüssige Millimeter an Materialstärke aus der Konstruktion herausgerechnet und Versteifungselemente optimiert. Als Ergebnis entstand ein besonders leichtes Zweimast-RBG, das den Lagerboden kinematisch nur sehr gering belastet. Und auch im Betrieb strapaziert das RBG die Statik der Bodenplatte so wenig wie eben möglich.

 

Angemessene Leistungsdaten

Ein Blick auf die Leistungsdaten zeigt, dass die DAMBACH-Entwickler einen guten Kompromiss gefunden haben zwischen Kompaktheit und Geschwindigkeit. Das COMPACT-RBG schafft eine Geschwindigkeit von etwa 160 m/min. Beim Heben beträgt die Geschwindigkeit etwa 48 m/min bei einer Beschleunigung von ca. 0,6 m/s². „Das klingt für ein RBG erst einmal nur durchschnittlich. Wenn wir aber berücksichtigen, dass wir durch dieses System einen oder mehrere Schmalgangstapler mit Hubhöhen von ca. 11 m ersetzen, dann erhalten diese Leistungsdaten gleich einen neuen Stellenwert und sprechen für eine sehr wirtschaftliche Alternative zum Stapler“, betont Teamleiter Heiko Mertz.

 

Wirtschaftlichkeit

Hinzu kommt, so Klöpfer, dass das neue RBG auch beim Blick auf den ROI (Return of Investment) überzeugt: „Wir rechnen mit einem Zeitraum zwischen drei und fünf Jahren, bis sich das System amortisiert hat. Das hängt natürlich auch davon ab, wie personalintensiv vor der Systemeinführung im Lager gearbeitet wurde. Hinzu kommt, dass unsere Regalbediengeräte mit einer sehr langlebigen Technik arbeiten und daher bis zu dreimal länger ihren Dienst verrichten als die meisten Stapler.“ Und seine Wirtschaftlichkeit beweist das kompakte RBG auch bei seiner Installation. Denn die durchgängig modulare Bauweise und das dezentrale Antriebskonzept erlaubt die vollständige Inbetriebnahme der Systeme bereits im DAMBACH-Werk. Heiko Mertz: „Die Implementierungszeiten und der Aufwand für die Inbetriebnahme werden auf ein absolutes Minimum beschränkt. So ist auch eine schnelle Installation im laufenden Betrieb möglich.“